Warum das Passivhaus-Konzept ein Hit ist: 90 % der Stromrechnung einsparen und dafür 1 Euro pro m2 und Jahr zahlen
18.05.2023
Die Welt verändert sich. Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Begriff, der als etwas Ätherisches erscheint, sondern eine Realität, die Unternehmen – und alles Private – täglich anwenden müssen, wenn wir wollen, dass unser Planet bewohnbar bleibt. Und im Bausektor ist der Passivhaus-Standard der Schlüssel zum Kampf gegen die globale Erwärmung. Und das alles, ohne auch nur ein Jota an Komfort einzubüßen.
Der Passivhausstandard wurde Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwickelt und hat in vielen Teilen der Welt allmählich Einzug in den Bausektor gehalten. Spanien ist einer davon. Das erste Gebäude in unserem Land mit diesem Standard wurde 2009 in Granada gebaut. Seitdem sind in ganz Spanien zahlreiche Häuser unterschiedlicher Art mit dieser Zertifizierung gebaut worden.
Passivhäuser, so erklärt das Passivhaus Institut Deutschland, sind also keine Marke, sondern ein Baukonzept, das auf alle Gebäude angewendet werden kann. „Es ist ein Gebäudestandard, der energieeffizient, komfortabel, erschwinglich und umweltfreundlich zugleich ist“, betonen sie.
Einer der Schlüssel zu dieser Art des Bauens liegt in der Energieeinsparung. Nach Angaben des Instituts ermöglichen solche Immobilien Energieeinsparungen bei Heizung und Kühlung von bis zu 90 Prozent bei älteren Häusern und 75 Prozent im Vergleich zu durchschnittlichen Neubauten.
„Unser Standard gewährleistet Heizkosten von 1 Euro pro Quadratmeter und Jahr. Ein 90-Quadratmeter-Haus würde also nur 90 Euro pro Jahr kosten“, sagte Bruno Gutiérrez Cuevas, Präsident der spanischen Passivhaus-Plattform (PEP), einer gemeinnützigen Vereinigung zur Förderung von Wohnraumsanierung und nachhaltigem Bauen, in einem Interview mit EL ESPAÑOL.
Wie wird es erreicht?
Das Passivhauskonzept wird nicht nur beim Bau neuer Häuser angewandt, sondern kann auch bei der Sanierung bestehender Häuser eingesetzt werden. Und die Lösung ist, wie Arturo Andrés Jiménez, Präsident der Passivhaus-Plattform, betont, einfach. „Sie basiert darauf, die Sonne und die Ausrichtung des Gebäudes optimal zu nutzen, um so viel Energie wie möglich einzufangen“, erklärte er gegenüber ENCLAVE ODS. Danach, so fügte er hinzu, genüge es, „fünf Grundprinzipien koordiniert und gleichzeitig bei der Konstruktion der Immobilie anzuwenden“.
Ein erster Grundsatz hat mit der Isolierung zu tun. Damit eine Immobilie als Passivhaus gelten kann, muss sie eine hohe Wärmedämmung aufweisen, d. h. die „Fassaden oder Außenwände, Dächer und Außenböden oder -platten müssen einen niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten haben“, so DMDV Arquitectos.
Ein weiteres zweites Element ist der Einbau von dreifach verglasten Fenstern und Türen, einschließlich des ordnungsgemäßen Einbaus. Drittens braucht das Passivhaus eine mechanische Belüftung mit Wärmerückgewinnung, um eine gute Raumluftqualität zu gewährleisten und Energie zu sparen.
Ein vierter Grundsatz betrifft die Luftdichtheit, d. h. keine unkontrollierte Leckage durch Öffnungen von mehr als 0,6 des Gesamtvolumens des Hauses pro Stunde bei einer Druckprüfung mit 50 Pascal.
Der letzte Grundsatz schließlich ist die Abwesenheit von Wärmebrücken. „Alle Kanten, Ecken, Anschlüsse und Durchdringungen müssen sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um Wärmebrücken zu vermeiden“, erklärt das Passivhaus-Institut.
Durch die Anwendung dieser Kriterien beim Bau (oder bei der Renovierung) entstehen Wohnungen, die das ganze Jahr über einen hohen thermischen Komfort bieten. Dies führt laut Gutiérrez zu einem höheren Komfort als bei Standardwohnungen. „Die Menschen, die in diesen Häusern leben oder arbeiten werden, haben Komfortbedingungen, die weit über dem liegen, was sie normalerweise haben“, schloss er.
Von El Español Diario.